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27.3.1924 - 11.7.2019

... Wer die Bilder von Walpurga Nägeli aufmerksam betrachtet, findet sich gewiss bald stark angeregt von der eindringlichen Farbigkeit, die oft auf unerwartete Weise um eine Pflanze herum wirksam gemalt ist. Man sieht sofort, dass die Malerin sich eingehend mit Goethes Farbenlehre auseinandergesetzt hat. Aber man würde die farbige Malart der Pflanzenaura ganz falsch verstehen, wenn man sie einfach als Ausdruck einer Art von träumender Hellsichtigkeit auffassen würde. Das passt ganz und gar nicht zum Wesen dieser lebenstüchtigen, resoluten Gartenpflegerin. Sondern sie schafft ihre Bilder vielmehr aus einer ganz großen Wachheit, ja Überwachheit heraus.

 

Ausgangspunkt ist immer eine ausdauernde, genaue Pflanzenbeobachtung über das ganze Jahr mit allen Sinnen und jedes Jahr nochmals neu. Dazu kommt ein großes Wissen über die Stoffe und Prozesse, die in den Pflanzen als pharmazeutisch wirksames Prinzip zu finden sind. 

 

Dies alles wird aber nicht kühl registriert, sondern mit warmem Herzen aufgenommen, es wird zum intensiven seelischen Erlebnis. Dieses Erlebnis trifft dann auf die lebendige Phantasie, eine im langen Leben fein ausgebildete und zuverlässig gewordene Seelenkraft unserer Malerin, welche das Erlebte in präziser Art zum inneren Bilde zu gestalten vermag. 

 

Viele Menschen können in sich selber die innere Wahrheit fühlen, die in diesen Bildern wirkt. Besonders derjenige, der sich mit Heilpflanzen und ihren Wirkungen auf den Menschen befasst hat, kann sich von diesen Bildern angeregt fühlen. Er wird immer wieder überrascht erleben, dass die gemalte Farbumgebung irgendwie genau zur Pflanze passt, so, wie er die Pflanze vorher schon gefühlt, aber noch nicht so deutlich erfasst hat. 

 

Mögen auch Ihnen diese Bilder etwas von der Heilkraft der Pflanzen erzählen. Wir alle leiden vielfach an den täglichen Verletzungen unserer Seele. Es wäre den Versuch wert, ob ein regelmäßiges stilles Verweilen mit solchen Bildern nicht manche Verletzung gütig auszugleichen vermöchte ...      

                                                                                                                                                                                          

 

                                                                                                  Martin Schüpbach. (aus dem Weleda Kalender von 1995)

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